Vater der Heimkonsolen – Zum Tod von Ralph Baer

Mit Ralph Baer starb am 6. Dezember 2014 ein Mann, ohne den sich die Geschichte der Videospiele nicht erzählen lässt. Seine womöglich wichtigste Erfindung war die erste Heimspielkonsole der Welt: Die Odyssey, welche auch das Banner dieses Blogs schmückt. Mit der Entwicklung stieß der Ingenieur eine ungeahnte Entwicklung an. Er wurde 92 Jahre alt.

Ralph Baer auf dem Lara-Games-Award 2009 in Köln. Copyright Michael Schilling  CC BY-SA 3.0 Quelle: wikipedia

Ralph Henry Baer 2009. Michael Schilling CC-BY-SA 3.0

Wie die erste Heimspielkonsole der Welt zu ihrem Namen kam, lässt sich anscheinend nicht mehr rekonstruieren. Zumindest habe ich bisher keine Erklärung dafür gefunden, warum die Konsole nach der Irrfahrt des Helden aus der griechischen Mythologie benannt wurde. Aus heutiger Sicht marketingtechnisch wohl nicht der beste Schritt, geschichtlich gesehen war die Odyssey allerdings tatsächlich eine Fahrt ins Ungewisse.


Seit 1966 hatte der damals beim Militärzulieferer Sanford angestellte Baer zusammen mit zwei Mitarbeitern an der Konsole gewerkelt, die ersten Skizzen hatte der gelernte Radio- und Fernsehtechniker nebenbei an einer Bushaltestelle in sein Notizbuch gekritzelt. 1988 stand mit der “Brown Box” ein Prototyp zur Verfügung. Trotzdem dauerte es vier weitere Jahre, bis Baer im Fernsehhersteller Magnavox einen Vertriebspartner für seine Erfindung fand. Überhaupt am Leben gehalten wurde das Projekt nach Aussage Baers nur vom Firmenchef Sanders persönlich, der Rest der Geschäftsführung sah in der Spielerei vor allem Geldverschwendung. Firmeneigentümer Sanders probierte immerhin einen Prototypen aus.


“My boss came up to play with our rifle; we had a plastic rifle by then. And he used to shoot at the target spot [on the television screen] from the hip. He was pretty good at it, and that kind of got his attention. We got more friendly. And it kept the project alive.”

“Mein Chef wollte mit unserem Plastikgewehr spielen, dass wir damals entwickelt hatten. Er schoss aus der Hüfte auf die Ziele auf dem Bildschirm und war dabei ziemlich gut. Wir bekamen so seine Aufmerksamkeit und wurden bekannter miteinander, was das Projekt am Leben erhielt.” (frei übersetzt nach: Steven L. Kent: The Ultimate History of Videogames, S. 23.)

Mit der Erfindung der Spielkonsole hatte Baer den Nerv der Zeit getroffen. Obwohl die Odyssey sich wohl kaum mit späteren Konsolen vergleichen lässt. Für alle Spiele wurden mindestens zwei Spieler benötigt, Grafiken konnten bis auf die Spielelemente (meistens beide Spieler und teilweise ein “Ball”) nicht dargestellt werden. Deshalb waren die Spielboxen mit Folien für den Fernseher ausgestattet. Wie genau das funktioniert, demonstriert “Angry Video Game Nerd” James Rolfe in einem seiner Videos.


Ralph Baer wurde 1922 in Deutschland geboren, 1938 flüchtete die jüdische Familie in die Vereinigten Staaten von Amerika. Über Fernkurse eignete sich Baer neben seiner Arbeit in einer Fabrik Wissen über Radio- und Fernsehtechnik an. Im Zweiten Weltkrieg leistete er ab 1943 Dienst im Londoner Hauptquartier der US-Armee und in Frankreich. Hauptsächlich bildete er amerikanische Soldaten an deutschen Geräten und Waffen aus und erlangte dabei umfangreiches Wissen über Handfeuerwaffen. Nach dem Krieg nahm er 18 Tonnen an ausländischen Kriegswaffen mit in die USA und leitete mehrere Ausstellungen. Nach Kriegsende machte Baer seinen Bachelor am “Institute of Technology” in Chicago. Ab 1956 arbeitete er beim Militärausrüster Sanders.


Bis ins hohe Alter war Ralph Baer in seiner Werkstatt aktiv. Auf seinem Namen sind zahlreiche Patente registriert, zum Zeitpunkt seines Todes mehr als 150 Stück. Baer starb am 6. Dezember 2014 in seinem Haus in Manchester im US-Bundesstaat New Hampshire.



Weiterführende Links

Timescratch auf dem Campusfest

Was Leipzig musikalisch so zu bieten hat wird sich in den nächsten Wochen zeigen. Bachfest, Wave Gotik Treffen, Campusfest. Bei letzterem ist vor allem der Leipziger Timescratch mit seiner 8-Bit Gameboymusik interessant. Ja ihr habt richtig gehört, die Musik kommt nicht von Klampfe, Keyboard oder teurem Synthesizer, sondern vom guten alten Nintendo Gameboy. Wer auf Chiptunes steht sollte sich den Auftritt zu später Stunde (derzeit angekündigt für den 9.6. um 1.15 Uhr in der Grubehalle) also nicht entgehen lassen. Für gewöhnlich sind die Auftritte gut besucht und es wird reichlich getanzt. Als kleine Anregung hier noch ein Video, dass ich beim letzten Gig im April im Absturz aufgenommen hab. Wobei man dabei sagen muss, dass Timescratch die Gitarre für gewöhnlich stecken lässt und sich auf seinen Gameboy als Musikinstrument beschränkt. 😉

[youtube=http://www.youtube.com/watch?v=ztzADuZZ7PM]

Wen das noch nicht überzeugt, der kann sich ja einfach mal die Lieder bei lastfm anhören oder saugen.

P.S. Ich sehe gerade, dass der Kollege Weisskirch im April ein Interview mit Timescratch für mephisto geführt hat. Als ich während des Journalistik-Einführungsseminars einen Artikel darüber schreiben wollte, wurde die Idee noch verworfen! Aber trotzdem: Anhören und zum Konzert gehen. Ist auf jeden Fall eine Erfahrung wert.

Retro Computing Day

DDR-Kleincomputer

Vor einiger Zeit hatte der KCuKC veranstaltet. Leider hab ich es irgendwie nie geschafft ein paar Zeilen zu schreiben und die Bilder hochzuladen. Das gilt es nun nachzuholen!

Trotz anfänglicher Stromprobleme liefen gegen Mittag alle Maschinen. In erster Linie alte DDR-Kleincomputer, ein Amiga sowie ein C64. Konsolen gab es anfangs leider kaum. Nur der Retrogames-Laden hatte einen Gamecube aufgebaut. In meinen Augen nicht unbedingt das was man mit “Retrogames” verbindet, aber mit Donkey Konga doch irgendwie unterhaltsam.

Ansonsten konnte man die Zeit bis zum angekündigten Konzert von Welle:Erdball und Hertzfrequenz mit Klassikern wie Turrican, Boulder Dash oder dem fast schon obligatorischen “Pilze sammeln” (auf dem KC) totschlagen. Gegen Ende kam dann auch noch die “Gamerlegende” Rene Meyer vorbei und hatte mit dem Nintendo Virtual Boy und Mattels Vectrex (in Europa von MB vertrieben) noch  zwei eher unbekanntere Stücke Konsolentechnik dabei.

Leider musste die Location schon um 17 Uhr geräumt werden. Ursprünglich sollten die Computer und Konsolen bis 18 Uhr stehen bleiben, aber anscheinend gab es wohl ein paar Schwierigkeiten bei der Terminabsprache. Wobei ich persönlich den Veranstaltungsort im Lagerhof  als suboptimal empfunden habe. Der Club liegt nämlich gut versteckt im Osten Leipzigs, so das ich erstmal einige Male um den Block gelatscht bin bis ich den richtigen Ort gefunden hatte, wobei die Suche durch fehlende Beschilderung noch erschwert wurde. Trotz aller Widrigkeiten hatten sich vor allem am Nachmittag noch einige Gamer eingefunden. Sollte es im nächsten Jahr wieder einen Retro Computing Day geben wird dieser hoffentlich an einem zentraler gelegenem Ort stattfinden.